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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 20

1877 - Oldenburg : Stalling
20 - dazu schien der rechte Zeitpunkt ebensowohl gekommen zu sein, wie zur Niederhaltung der nationalen Bewegung in Deutsch-land. Kotzebue's Ermordung durch Sand gab dem Fürsten Met-ternich Gelegenheit, dem König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen fortwhrend das Schreckbild einer deutschen Revo-lution vor Augen zu halten und diesen Monarchen mit der Besorgni vor einer im Stillen schleichenden Macht des re-Volutionren Geistes zu erfllen. Von Ertheilung einer Verfassung in Preußen war nun feine Rede mehr; der König behielt zwar Wilhelm von Humboldt und Boien, der am Ver-fafsungswerke gearbeitet, unter seinen Rthen, wollte aber erst ruhigere Zeiten abwarten, und Hardenberg, der frher Stein's patriotische und liberale Politik befolgt, schlug sich jetzt eben so leicht auf die andere Seite. Der König gab sich nun unbedingt den Ideen Metternichs hin, und Preußen schlo sich allen politischen Maregeln Oestrichs an. Da in dem erstarrten streichischen Kaiserstaat Niemand zu be-lstigen war, so gewann Metternich, indem er bei der Ver-folgung der Demagogen" Preußen in den Vordergrund schob, noch den besonderen Vortheil, die ffentliche Meinung gegen diesen Staat, auf dem bis dahin die deutschen Hoffnungen beruht, zu verbittern und fein politisches Ansehen zu schwchen. Nun wurden im Jahre 1819 die preuischen Turnpltze geschlossen, ihr Grnder, Jahn, verhaftet, ebenso andere Pro-fefforert, wie auch Studirende, und ihre Papiere mit Beschlag belegt. In Berlin wrbe gegen die bemagogischen Umtriebe", wie man sich ausbrckte, eine Untersuchungs-Cornrnission ein-gesetzt, an beren Spitze der Minister des kniglichen Hauses, Fürst Wittgenstein, und Geheimrath Kamptz stauben, der jetzt ein eifriger Verfolger feiner politischen Gegner wrbe. Doch Metternich ging noch weiter. Am 6. August 1819 wrbe unter seinem Vorfitze ein Minister-Congre in Karlsbab erffnet, *) beffen Beschlsse auf folgenbe brei Punkte hinaus- *) Das Protokoll fhrte der gewandte und talentvolle, aber genuschtige und frivole Hofrath von Gentz, der der des eigenen Systems Unbaltbarteit die berchtigten Worte aussprach: Mich und den Metternich hlt es noch aus!" wie denn auch Metternich selbst geuert haben soll: Apres nous le deluge!"

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 173

1877 - Oldenburg : Stalling
strebenden Tendenzen fernzuhalten, Daher wurden Männer, welche der christlichen Richtung aus Ueberzeugung angehrten und ihrer ganzen Bildung und Anstauung nach auf echt historischem Boden standen, zu den einflureichsten Aemtern in Staat, Kirche und Schule berufen. Auf Seiten der Kirch-glubigen zeichnete sich Hengstenberg, Professor der Theologie in Berlin, durch seine evangelische Kirchenzeitung aus; unter den Lichtfreunden, wie sich damals die Anhnger der un-kirchlichen Richtung nannten, thaten sich Rupp in Knigsberg, in Sachsen Uhlich und Wislizenus hervor, die in mittel-miger, der Menge zusagender Darstellungsgabe ein gehaltloses Vernunft - Christenthum aufstellten und Grnder der sogenannten freien Gemeinden wurden, die sich von der Landeskirche lossagten. Sie erhielten im Jahr 1847 die brgerlichen Rechte. Auch auf dem Gebiete der katholischen Kirche zeigte sich groe Bewegung. Im August 1844 lie der Bischof Arnoldi zu Trier in der Hauptkirche den heiligen Rock" der Ver-ehrung der Glubigen ausstellen, den der Sage nach der Heiland während der letzten Jahre seiner irdischen Laufbahn getragen hatte. Ueber eine halbe Million Menschen wall-fahrtete zu der Reliquie. Die Festlichkeit wrde, da Aehn-liches in allen katholischen Lndern vorkommt, keine besondere Aufmerksamkeit erregt haben, wenn ihr nicht die damals in den Gemthern herrschende Unruhe und Gereiztheit weitere Folgen gegeben htte. Ein junger katholischer Geistlicher in Oberschlesien, Johannes Rouge, erlie an den Bischof Arnoldi ein offenes Sendschreiben gegen das Gtzenfest zu Trier an den dasigen Bischof als den Tetzel des 19. Jahrhunderts!" Dieser Ronge'sche Absagebrief, an und fr sich ein sehr mittel-miges Werk, fand auerordentliche Verbreitung und gab Anla zur Grndung der sogenannten deutschkatholischen Sekte, die einen freisinnigen aufgeklrten Glauben einzufhren suchte. Anfangs machte Ronge groes Aussehen, verfiel aber bald wegen Hoblheit und wirklichen Mangels an christlichem Gehalt sammt seiner Gemeinde der verdienten Vergessenheit anheim. Zu gleicher Zeit sagte sich der katholische Pfarrer Czerski zu Schneidemhl in Posen von seiner Kirche los und grndete eine auf gleicher Flachheit beruhende christkatholische" Ge-

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 215

1877 - Oldenburg : Stalling
215 freisinnigen Richtung seiner Professur enthoben, wurde als badischer, Jordan, aus gleichem Grunde in langer Haft ge-halten, als kurhessischer Gesandter nach Frankfurt geschickt. Sogar der Bundestag, von Anfang an nur zur Unterdrckung der Volksfreiheit thtig, zwang sich jetzt zu einer patriotischen Haltung und erklrte den alten deutschen Reichsadler und die einst so verpnten Farben des deutschen Reichspaniers, schwarz-roth-gold, zu Wappen und Farben des Bundes (9. Mrz). Zugleich lud er smmtliche Regierungen zur Abordnung von Vertrauensmnnern ein, welche bei Revision der Bundes-Verfassung auf wahrhaft nationaler und zeitgemer Grund-lge" mitwirken sollten. So wurde denn fr jede der 17 Stimmen des engeren Rothes der Bundesversammlung je einer abgeschickt, und diese Siebzehner, unter denen Schmerling, Dahlmann, Gagern, Uhland, Gervinus, Droysen, Bassermann und Jordan zu nennen sind, hielten am 30. Mrz ihre erste Sitzung gemeinschaftlich mit dem Bundestag. " Whrend der Bundestag auf diese Weise ein Schein-leben und einen Schatten von Auctoritt fristete, indem er alle feit den Karlsbader Beschlssen erlassenen Ausnahmegesetze aufhob, war das Vorparlament am 31. Mrz in der Pauls-firche zu Frankfurt a. M. unter dem Vorsitze des Heidelberger Professors Mittermaier erffnet worden. Die Mehrheit der Versammlung war constitutionell-monarchisch gesinnt; ihr stand eine nicht zahlreiche, aber leidenschaftlich erregte Partei gegen-ber, an deren Spitze Hecker und Struve standen, deren Ab-Achten auf nichts Geringeres als auf Beseitigung der Monarchien und republikanische Gestaltung Deutschlands hinaus-liefen. Nach strmischen Debatten, in denen sich die Unvershn-fett der Meinungsverschiedenheiten schroff genug ausprgte, wurden die Antrge dieser Partei verworfen und der Beschlu gefat, da bei den Wahlen zu der constituirenden Versamm-lung auf je 50,000 Seelen ein Abgeordneter kommen sollte. Die Wahl sollte ferner eine directe und von Census, Glau-bensbekenntni und Standesverhltnissen unabhngige sein. Unter allen Beschlssen war aber keiner verhngnivoller, als da die zu whlende deutsche Nationalversammlung die knf-tige Reichsverfassung allein, ohne Zustimmung der einzelnen Regierungen feststellen sollte. Indem man also den Grund-

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 393

1877 - Oldenburg : Stalling
393 2. Deutschlands Erhebung. Die beiderseitigen Streitkrfte. Frankreich hatte den Krieg nur an Preußen erklrt in der Hoffnung, da sich gleich beim Beginn des Krieges die Bevlkerung der neuerworbenen Landestheile gegen Preußen erheben, da Hannover einem franzsischen Landungsheere mit Freuden seine Ksten ffnen, da endlich die sddeutschen Staaten die Gelegenheit zu einem feindseligen Auftreten gegen Preußen ergreifen, mindestens aber strenge Neutralitt be-obachten wrden. Diese Voraussetzungen schlugen glcklicher Weise gnzlich fehl und bewieset, wie schlecht die Franzosen der deutsche Zustnde unterrichtet waren. Kaum hatte der elektrische Strom die Kunde von der Kriegserklrung nach allen Himmelsgegenden hin durch die Gauen Germaniens getragen, so erscholl allgemein ein Schrei der Entrstung und des Ingrimms ob des frevelhaft gebrochenen Friedens, zugleich aber loderte die Flamme echt deutscher Begeisterung gegen den bermthigen Erbfeind unserer Nation allenthalben mchtig empor. Von den uersten Ostmarken der preuischen Monarchie bis zum fernen Westen, von den Ufern der Memel bis zum Rhein, von der Eider bis zu den Alpen klang der Donn^ruf: ,Lu den Waffen!" Das Wort Mobil!" ergriff alle deutschen Herzen. Nicht allein Preußen und der nord-deutsche Bund, sondern auch die Sdstaaten, treu den geschlossenen Bndnissen, erhoben sich wie Ein Mann, als König Wilhelm zum Kampfe gegen den frivolen welschen Nachbar rief. Eine groe Zeit begann, hnlich dem Jahre 1813, aber noch herrlicher und ergreifender, da sich jetzt das gesammte deutsche Vaterland in voller Macht und Einheit, wie niemals zuvor, erhob. Die Hrsle der Universitten und die oberen Klassen der hheren Schulen wurden leer, der Landmann verlie den Pflug, der Handwerker die Werksttte, der Ge-schftsmann den Schreibtisch, der Knstler sein Atelier, der Gelehrte seine stillen Studien: Tausende, Hoch und Niedrig, Jung und Alt, eilten zu den Fahnen, und auch die alt-bewhrten Helden von Dppel, Alsen und Sadowa verlieen Heimath und Familie; Tausende und aber Tausende trug das Dampfro zu den Stellungsorten, und das begeisternde

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 14

1877 - Oldenburg : Stalling
14 fassung trotz ihrer Schwchen doch eine Bltheperiode aufzu-weisen hatte, so war der deutsche Bund eine Nothschpfung des Wiener Congresses, die, ohne einen einzigen Tag des Ruhmes, die Hoffnung der Völker zu Schanden machte. Je weniger dieser traurige Bau der Staatskunst befriedigte, um so mehr zog sich der gedrckte deutsche Geist aus die Univer-sitten zurck, die als Trger und Fortbildner der Wissen-schast jetzt in der studirenden Jugend, von der die Klglichkeit der bestehenden Verhltnisse am lebhaftesten empfunden wurde, das Ideal einer politischen Neugestaltung Deutschlands hegten und pflegten. Waren doch so manche der berhmtesten akade-mischen Lehrer, so viele Glieder der studirenden Jugend dem Preuischen Waffenrufe gefolgt! Zunchst schwanden auf den Universitten die rohen, mittelalterlichen Formen, die oft so grblich verstieen gegen Alles, was in der brigen Gesell-schast fr Gesittung und Bildung galt. An die Stelle der frheren Landsmannschaften, die aus der Zersplitterung Deutsch-lands hervorgegangen, trat die allgemeine deutsche Burschen-schaft, welche Hebung der Sitten und Wahrung deutscher Art bezweckte, aber auch zugleich das Ideal der deutschen Einheit zunchst geistig und theoretisch vertrat, das sich dann in einer freien staatlichen Einheit Deutschlands thatschlich verwirklichen sollte. Der Mittelpunkt dieser Bewegung in den akademischen Kreisen war Jena. Mit dieser Bewegung hing eine Ver-besserung der Jugenderziehung zusammen. Schon Ludwig Jahn, der Vater der Turnkunst, hatte durch diese Art der Gymnastik eine Hebung der Jugend in physischer und mora-lischer Hinsicht beabsichtigt und durch eine Umgestaltung der Jugenderziehung auch eine Neugestaltung Deutschlands in po-litischer Beziehung zu erreichen versucht. Auch jetzt wurde die Turnkunst als Mittel einer nationalen Wiedergeburt mit Eifer gepflegt. Neben Jahn wirkten Ernst Moritz Arndt durch die Eigentmlichkeit seiner krftigen Sprache, durch seine tchtige fr alles Edele begeisterte Persnlichkeit, und Joseph Grres, Rheinlnder und Katholik, durch die flam-mende Beredtsamkeit, mit der er in seinem rheinischen Merkur" den klglichen Geist der deutschen Regierungen un-mittelbar nach der groen Zeit der Erhebung geielte, auf Erhebung und Krftigung des nationalen Geistes hin. Auf

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 17

1877 - Oldenburg : Stalling
russische Regierung den Staatsrath August von Kotzebue in Weimar als Aufpasser hinstellte, um dem Kaiser Alexander der den Stand der ffentlichen Meinung in Deutschland Bericht einzusenden. Dieser Mann trat nun als erbitterter Gegner der seit den Freiheitskriegen in Deutschland erwachten Ideen auf und stellte oft genug die Zustnde vor der fran-zsischen Revolution als das Ideal des Vlkerlebens, als das Ziel politischen Strebens bin, von welchem allein der Bestand der Regierungen abhnge. Professor Luden in Jena wute einen dieser Berichte in seine Hnde zu bekommen und trug kein Bedenken, denselben in seiner Zeitschrift Nemesis" unter bitteren und beienden Bemerkungen zum Abdruck zu bringen. Kotzebue, wegen seiner lockeren poetischen Erzeugnisse bel berchtigt, wegen der Flecken seines Privatlebens ver-chtlich, wurde jetzt wegen der Anschuldigungen und Ver-leumdungen, die er noch dazu bei einem fremden Monarchen anbrachte, als Verrther des deutschen Vaterlandes der Gegen-stand des grimmigsten Hasses von Seiten der Patrioten, besonders der akademischen Jugend, und war gleichsam dem Banne der Nation verfallen. Die tief ghrende Unzufriedenheit mit den bestehenden Zu-stnden, der Schmerz der die Nichterfllung der deutschen Hoffnungen, der Drang nach Verwirklichung der freisinnigen Ideen erzeugte unter der studirenden Jugend den Wunsch nach einer entscheidenden Wendung der Dinge, so wie bei Einzelnen den traurigen Wahn, das deutsche Volk msse durch ein er-schlitterndes Ereigni aus seinem Schlummer gerissen und die Gegenpartei mchtig erschreckt werden. Was bei Anderen stiller, absichtsloser Wunsch blieb, das vollfhrte zu blutiger That Karl Ludwig Sand, gebrtig aus Wunsiedel im Fichtel-gebirge, Studiosus der Theologie in Jena, der sich berufen fhlte, der Sache der deutschen Freiheit sein Leben zum Opfer zu bringen. Von jeher zu Einsamkeit und Schwrmerei ge-neigt, hatte er stets in seinem Wesen etwas Auffallendes und Uebertriebenes an den Tag gelegt. Von hoher Sittenreinheit, aber unklaren und beschrnkten Geistes, hatte er den Gedanken, widerten, da sie von einer Denk-, Schreib- und Handlungsmaschine natrlich keine Genugtuung fordern knnten. Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 2

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 6

1877 - Oldenburg : Stalling
der Artikel Xiii der Bundesacte, alle deutschen Staaten zur Einfhrung oder Wiederherstellung landstndischer Verfassun-gen verpflichtete, so galt die nchste Aufgabe dem Aufbau von Verfassungen in den Einzelstaaten. In Oestreich bestanden zwar noch die alten Postulaten-Landtage, hatten aber zufolge der steigenden Alleinherrschaft der streichischen Regenten dergestalt an Bedeutung der-loren, da sie, ohne ihr frheres Recht der Steuerbewilligung nur zum Um- und Ausschreiben der Steuern herangezogen wurden. Adel und Geistlichkeit hatten auf diesen Landtagen entschiedenes Uebergewicht, die, oft an demselben Tage er-ffnet und geschlossen, zum bsen Possenspiel herabgesunken waren. Auch den Tyrolern wurden bei ihrer Rckkehr zum Kaiserhause die wesentlichsten Rechte ihrer alten Verfassung unter nichtigem Vorwande entzogen. Da Oestreich keinen Fortschritt im Verfasiungsleben wollte, so glaubte man dem Artikel Xiii mit dem bloen Scheine hinlnglich Rechnung getragen zu haben. Aber auch auf den verschiedenen Gebieten der Verwaltung trat vlliger Stillstand ein. Die Polizei war zu einem drckenden Spionirsystem ausgeartet, das Volks-schulwesen lag darnieder, der Besuch fremder Universitten war ebenso verboten, wie der Eintritt auswrtiger Lehrer ; gegen das Eindringen fremder Geistesproducte und Literatur war der Kaiserstaat so vollstndig abgeschlossen, da die Fort-schritte auf dem Felde deutscher Wissenschaft ihn kaum be-rhrten. Das gesammte Unterrichtswesen stand unter Aufsicht der Geistlichkeit, von deren Religionszeugnissen das Vorrcken auf Gymnasien und Universitten abhing. Nur das Studium der orientalischen Sprachen war gestattet, und jene weiche Seite der Musik, welche die Sinne bethrt, den Geist in Schlummer wiegt, ward mit Vorliebe betrieben. Unter dem herrschenden Geisteszwang war die Lage der Protestanten in Oestreich eine sehr gedrckte, und auch Handel und Industrie muten darunter leiden. In Preußen waren die alten landstndischen Verfassungen durch die Alleinherrschaft Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Groen am meisten in Vergessenheit gerathen, und bei der Erweiterung des Staates durch neu erworbene Landes-theite, bei der Zerstckelung desselben und der Verschiedenheit

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 170

1877 - Oldenburg : Stalling
Demthigung; er hatte den Schlag erlebt, der durch den Tod der edlen Knigin Louise die knigliche Familie und das ganze Land traf; sein Jnglingsalter war in die Zeit von Preuens nationaler Wiedergeburt und Erhebung gefallen, und sein reicher und tiefer Geist hatte jene groartigen Eindrcke im vollsten Mae in sich aufgenommen. Im Jahr 1813 war er seinem Vater nach Breslau und in den Krieg gefolgt. Als Friedrich Wilhelm Iv. nach seines Vaters Tode tm zweiundvierzigsten Jahre, in voller Manneskraft, die Zgel der Regierung ergriff, waren die Blicke feines gefammten Volkes, ja die Blicke von ganz Deutschland auf den neuen Herrscher gerichtet. Er begann seine Regierung mit Hand-lungert der Gerechtigkeit und der Milde, die ihm alle Herzen gewannen. Er rief den freisinnigen General von Boyen in den Staatsrath zurck und bertrug ihm bald nachher das Kriegsministerium. Ernst Moritz Arndt, Professor an der Universitt Bonn, wurde unter ehrenvoller Anerkennung seiner Verdienste seinem Berufe zurckgegeben; Ludwig Jahn, der bekannte Turnmeister, wurde der Jnternirung zu Freiburg an der Unstrut enthoben. Ein kniglicher Erla (10. August 1840) kndigte eine vollstndige Amnestie fr alle politischen Verbrechen und Vergehen der letzten Jahre an, wodurch eine Menge von Personen ihren Familien und frheren Stellungen wiebergegeben wrbe. Die Erzbischfe von Kln, von Posen und Gnesen wurden freigegeben und der katholischen Kirche unter Hintansetzung der staatlichen Rechte eine freiere Bewegung gestattet. Als der König sich nach Knigsberg begeben hatte, um die Huldigung der Stnde entgegen zu nehmen, beschlo der bei dieser Gelegenheit versammelte Landrag, in einer Denkschrift den König um Einfhrung einer allgemeinen Landesvertretung zu bitten, wobei die Verheiung vom 22. Mai 1815, die Errichtung von Reichsstnden betreffend, zu welchen die Provinzialstnde als Vorbereitung dienen sollten, in Erinnerung gebracht wurde (7. Septbr. 1840). Aber in der kniglichen Erwiderung wurde nur der Fortbestand der Provinzialstnde, nicht die Einfhrung von Reichsstnden zugesichert. Die Huldigung ging unter dem Jubel und der

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 242

1877 - Oldenburg : Stalling
242 Urheber der Bewegung hatten sich zur rechten Zeit in Sicher-heit gebracht. Die Urtheile der Kriegsgerichte fielen hier ebenso streng wie in Wien aus. Mehrere Leiter des Aufstandes wurden erschossen, unter ihnen der Festungsgouverneur Tiede-mann, der ehemalige badische Major von Biedenfeld, der Civilcommissarius von Trtschler, der Redacteur des Festungs-boten" Elsenhans, der schon bejahrte Bning, einst Theilneh-mer am griechischen Freiheitskampfe. Der Dichter Gottfried Kinkel, der sich am Aufstande betheiligt, wurde zu lebenslang-licher Strafarbeit verurtheilt, entkam aber nach einjhrigem Kerker nach England. Hecker war im Anfang der Bewegung von Nordamerika herbeigeeilt, um an den Kmpfen Theil zu nehmen. Am 16. Juli in Straburg angekommen, konnte er den Untergang aller seiner Hoffnungen schauen und reche verstimmt nach seiner berseeischen Zufluchtssttte zurck. Bren- tano, Struve, Sigl und viele Andere begaben sich ebenfalls nach den vereinigten Staaten. Die Preußen behielten das Land bis zur Neugestaltung des badischen Heeres und bis zum Eintritt vlliger Ruhe besetzt. Der Groherzog Leopold kehrte am 18. August in seine Residenz zurck. Durch die letzten Ereignisse erschttert, erkrankte er bald und starb am 24. April 1852. Whrend Preuens Adler siegreich in Sddeutschland bis zum Bodensee vordrangen, hatte Oestreich mit der Be-zwingung der emprten Magyaren vollauf zu thun. In Ungarn war die Opposition, die hier von jeher gegen die Wiener Regierung bestand, in Folge der freieren Ideen der Zeit allgemeiner und mchtiger geworden. Die nationale Partei der eigentlichen Magyaren wollte die Folgerungen aus den Grundstzen der Constitution im staatlichen Leben ver-wirklicht sehen und arbeitete, wenn auch nicht auf gnzliche Trennung, doch auf grere Unabhngigkeit von Oestreich hm. Die Seele der Bewegung war der schon erwhnte Ludwig Kossuth, Advokat und Journalist, ein Mann von groer Geschftsgewandtheit und feuriger, hinreiender Beredsamkeit, aber stolz auf sein Magyarenthum bis zur Geringschtzung anderer

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 337

1877 - Oldenburg : Stalling
- 337 gebung des Jahres 1848, jedoch mit vorausgehender Re-Vision", anerkannt, wodurch eine Ausshnung mit Ungarn mglich wurde. Einen ganz anderen Gang nahmen die Verhltnisse in Preußen. So sehr auch eine kleine, aber mchtige Partei den König zur Aufhebung der Verfassung und zur Umkehr zu den Zustnden vor 1848 hinzudrngen suchte, so erlaubte doch der Rechtssinn des Knigs ihm nicht, die eben gegebene Eon-stitution wieder zurckzunehmen. Er beschlo daher, dieselbe so zu gestalten, da dabei eine starke Monarchie bestehen bleibe. Doch enthielt auch die revidirte Verfassung, welche am 31. Januar 1850 als preuisches Staatsgrundgesetz verkndet und am 6. Februar vom König beschworen ward, noch immer ein betrchtliches Maa von Volksfreiheit. Der weitere Ausbau der Verfassung geschah unter dem Ministerium Manteuffel-Westphalen mit Hlfe der conservativen Majoritt des Landtags in keineswegs liberalem Sinne. Die politischen Prozesse wurden den Geschworenen entzogen. Die reactionre Partei, deren Organ die Neue Preuische Zeitung", deren Trger der geistvolle und beredte Friedrich Julius Stahl, Professor an der Berliner Universitt, der Appellations-gerichtsprsident Ludwig von Gerlach und der gewandte Redacteur des Parteiorgans, Hermann Wagener, waren, gelangte in den Jahren 185057 zu fast unumschrnkter Herrschaft und verfocht unter dem Vorwande, die Revolution zu bekmpfen und das historische Recht zu schtzen, in dem mittelalterlich-romantischen Geiste, wie er auch dem König zusagte, die Vorrechte des Adels, die Willkr der Kirche und des Knigthums, wobei es an Rechtsverdrehungen, Gesetzes-Umgehungen und Vergewaltigungen nicht fehlte. Die evangeli-sche Kirche erhielt durch Grndung des evangelischen Ober-kirchenraths (1850) eine von der Staatsgewalt unabhngige Stellung. Der Cultusminister von Raumer stellte nach dem Ausspruche Stahl's: Wer die Schule hat, hat die Zukunft," durch seine Regulative fr die Volksschule eine religis-conservative Grundlage her, in welcher die liberale Partei eine Hemmung der freien Entwickelung der Schule erkannte. Die frei-sinnige Gemeinde- und Kreisordnung vom 12. Mrz 1850 wurde in Folge eines Angriffs derersten Kammer am 4. Mrz 1851 sus- Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 22
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